Am 18. Februar 2025 führte der Fischereisportverein (FSV) Bremervörde eine Maßnahme zur ökologischen Aufwertung des Vörder Sees durch. Dabei wurden Bäume so gefällt, dass sie in den See fallen, aber weiterhin mit dem Stamm verbunden bleiben, um nicht abzutreiben. Dies schafft neue Lebensräume für Fische, Vögel, Insekten und weitere Wasserbewohner.
Zusätzlich werden mindestens 30 armdicke, buschige Birken-, Erlen- oder Pappelkronen mit einer maximalen Länge von sechs Metern beschafft. Diese werden mit Sandsäcken und Seilen, beides aus Naturfasern, im See versenkt, um weitere wertvolle Strukturen für Wasserlebewesen zu schaffen.
Diese Maßnahme ist zugleich der erste Schritt zur Bekämpfung der Blaualgen im Vörder See. Es wird allerdings einige Jahre dauern, bis das Problem mit den Blaualgen nachhaltig eingedämmt werden kann.
Hintergrund: Die Bedeutung von Totholz in Gewässern
Bäume am Rand von Gewässern fallen nach Stürmen oder durch ihr natürliches Absterben häufig ins Wasser. Was auf den ersten Blick wie Verfall wirkt, ist in Wahrheit ein wichtiger Beitrag zur Ökologie eines Gewässers. Totholzstrukturen wie Baumstämme, Äste und Wurzeln schaffen geschützte Bereiche mit unterschiedlicher Strömung und Wassertemperatur. Dadurch steigt die strukturelle Vielfalt des Gewässers und damit auch seine Artenvielfalt.
Zusätzlich stabilisiert Totholz die Uferbereiche, indem es Sediment zurückhält. Es wirkt zudem als natürlicher Puffer bei Hochwasser, indem es die Fließgeschwindigkeit des Wassers reduziert und so den Druck auf die Ufer mindert.
Natürliche Fischunterstützung
Gewässer mit reichlich Totholz beherbergen in der Regel mehr Fischarten als solche ohne dieses natürliche Element. Das versunkene Holz bietet Fischen sichere Verstecke vor Fressfeinden, Schutz vor starker Strömung und dient als wichtiger Laichplatz. Hier können Jungfische ungestört schlüpfen und wachsen.
Darüber hinaus entwickelt sich auf den Ästen schnell ein Belag aus Algen, der eine Nahrungsgrundlage für zahlreiche Kleinstlebewesen bildet. Diese wiederum stehen als Nahrung für die Fischpopulation zur Verfügung.
Ein Zuhause für viele Arten
Nicht nur Fische profitieren von Totholz. Auch zahlreiche andere Tierarten wie Vögel, Kleinsäuger, Reptilien, Amphibien und Insekten nutzen abgestorbene Gehölze als Lebensraum. Über 80 Tierarten sind direkt oder indirekt auf Totholz angewiesen. Krebse finden Unterschlupf, Amphibien, wie verschiedene Froscharten, sonnen sich auf ins Wasser gestürzten Baumstämmen und Käfer besiedeln die Rinde halb versunkener Bäume.
Darüber hinaus spielt Totholz eine Rolle für den Klimaschutz. Während des langsamen Zersetzungsprozesses speichert es langfristig Kohlenstoff und trägt so zur Reduzierung von CO2 in der Atmosphäre bei.
Initiative für den Naturschutz
Die Stadt Bremervörde hat Fördermittel beim Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) beantragt. Über die „Naturnahe Entwicklung der Oberflächengewässer – NEOG“ wurden insgesamt drei Maßnahmen für förderfähig erklärt und bewilligt. Hierunter zählt unter anderem die hier beschriebene strukturverbessernde Maßnahme im Vörder See. Ziel von NEOG ist der Schutz und die naturnahe Entwicklung der Gewässer sowie des Gewässerumfelds, zur Minderung von Stoffeinträgen in die Gewässer, zur Verbesserung des Schadstoffrückhalts, zur Gewässersanierung sowie -restaurierung, sowie die Förderung ihrer Funktion im landesweiten Biotopverbund.
Die Maßnahmen werden Hauptverantwortlich von der Stadt Bremervörde begleitet. Unterstützung bekommt die Stadt durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), dem FSV Bremervörde sowie dem Landesfischereiverband Weser-Ems, der als Ideengeber und Fachberater für diese Maßnahme zur Seite steht.
Die Stadt Bremervörde sowie die Natur und Erlebnispark Bremervörde GmbH begrüßent das Engagement für den Naturschutz des FSV Bremervörde ausdrücklich und freut sich über den Start der ersten Maßnahme. Nach Abschluss der ersten Aktion werden Infotafeln entlang der Strecke des Vörder Sees platziert, um die Erholungsuchenden über die Maßnahmen und ihre Hintergründe zu informieren.